..der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden

Wie einige von Euch wissen, verbrachten wir unseren diesjährigen Urlaub in Ägypten. Als ich da so faul in meinem Liegestuhl am Pool lag, habe ich ein bisschen durch den Reiseführer geblättert und mir die Sehenswürdigkeiten von der Halbinsel Sinai durchgelesen. Da bin ich bei einem Reiseziel stehen geblieben – es wurde dort auf die Besteigung des „Moses-Berges“ hingewiesen. Der Name „Moses-Berg“ war mir in dieser Form neu aber dennoch nicht ganz unbekannt – offiziell heißt dieser Berg Horeb oder Berg Sinai. Seit dem 4. Jahrhundert setzen die Christen ihn mit einem Berg gleich, der seither den Namen Sinai trägt. Der biblische Sinaiberg ist der Berg, an dem laut religiöser Überlieferung Moses von Gott die Gesetzestafel erhielt.Ihr kennt diese Erzählung bestimmt.
Sie steht im 2. Mose Kapitel 24 Vers 12:Und der Herr spach zu Mose: Komm herauf zu mir auf den Berg und bleib daselbst, dass ich dir gebe die steinernen Tafeln, Gesetz und Gebot, die ich geschrieben habe, um sie zu unterweisen.
Steinernen Tafeln… das ist beim lesen erst mal nichts ungewöhnliches -  worauf hätten Gott den sonst die Gebote schreiben sollen?

Aber lasst uns eine kleine Zeitreise ins Jahr 1645 unternehmen. In diesem Jahr wurde eine der ältesten Zeitungen der Welt gegründet. Wenn Gott uns in diesem Jahr die 10-Gebote gegeben hätte, dann würden sie evtl. in der Zeitung erscheinen. Auf Seite 1 wäre dann zu lesen gewesen, was Gott uns zu sagen hätte. In dieser Zeit hätte dies auch bestimmt für einiges an Aufmerksamkeit bei den Lesern gesorgt, weil das gedruckte Wort damals eben richtig und glaubwürdig war. Wenn wir unsere Zeitreise etwas weiter  fortschreiten und im Jahr 1952 anhalten, würde der Zeitungstext in schwarzen, großen Lettern auf der Titelseite etwa so lauten: „10-Gebote  von Gott – xxxx war dabei“. Gut, einige von Euch können sich jetzt denken in welche Zeitung dieses stehen könnte – es ist natürlich die BILD-Zeitung. Hier hätten wir aber schon das Problem, dass viele diese Zeitung bzw. die Schlagzeile nicht mehr so ganz ernst nehmen würden. Was das steht hat eben eine nur eine sehr kürze Gültigkeit und das Vertrauen in den Wahrheitsgehalt ist hier auch nicht besonders hoch. Wenn wir jetzt noch ein bisschen weiterreisen und im Jahr 2009 ankommen – welches Medium würde Gott da benützen? Er würde wahrscheinlich eine E-Mail schreiben mit dem Empfänger: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und dem Betreff:: „So können wir ohne Krieg und Streit in der Gemeinschaft leben“. Diese E-Mail würde wahrscheinlich bei 60% direkt im Spam-Ordner landen und bei den restlichen 40% ungelesen gelöscht werden. Da hat Gott also ein aktuelles Medium genommen, das sehr viele Menschen erreichen könnte, aber keiner interessiert sich für diese Nachricht. Ist ja auch nicht verwunderlich, da wir täglich mit vielen solch ähnlich klingenden Nachrichten zugemüllt werden. Auch die Anzeigen in den vorher erwähnten Zeitungen würden nicht sehr lange überleben. Entweder landen sie im Altpapier oder werden zum einpacken von leicht zerbrechlichen Gegenständen benutzt.
Was hätte Gott also als Medium für seine Gebote genommen, wenn er diese uns heute mitgeteilt hätte? Ich kann diese Frage natürlich nicht beantworten, aber ich glaube, Gott hätte sie auch dieses mal wieder in Stein geschrieben. Steine haben in der Bibel eine große Bedeutung.Ich möchte Euch ein paar Bibelstellen wo es um Steine geht vorlesen:

Vom Hirten David heisst es, er habe sich fünf glatte Steine im Bach gesucht (1. Samuel 17,40). So überwand er den Philister, den mächtigen Goliath, mit Schleuder und Stein. Etwas Kleines kann Grosses bewirken. Mit Gott kann der Kleine den übermächtigen Grossen besiegen.

Im Psalm 118 steht geschrieben: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden." Also ausgerechnet der achtlos weggeworfene Stein wurde zum tragenden Stein. Er steht für das Überraschende unseres Glaubens!

Aus den Sprüchen des weisen Königs Salomo (26,27) kennen wir sehr wohl den berühmten Satz: "Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." Der zweite Versteil drückt dasselbe aus, aber er ist weniger bekannt: "Und wer einen Stein wälzt, auf den rollt er zurück."

Bei Gott ist nichts unmöglich. Darauf weist Johannes der Täufer hin: "Gott vermag aus diesen Steinen Kinder zu erwecken." (Matthäus 3,9).

Man darf Gott aber auch nicht ohne Not auf die Probe stellen. Dies versucht der Teufel mit Jesus, wenn er ihn auffordert: "Gebiete, dass diese Steine Brot werden!" (Matthäus 4,3)

Wir kennen auch die Worte, die Jesus im Zusammenhang mit der Ehebrecherin an die Schriftgelehrten und Pharisäer gerichtet hat: "Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie." (Johannes 8,1-11)

Solches lässt aufhorchen. Und so ist es verständlich, dass Jesus im Neuen Testament wegen seiner aufrüttelnden Botschaft wie folgt bezeichnet wird: "Lebendiger Stein", "Eckstein" und "Stein des Anstosses" (1. Petrusbrief 2,4-8).

Ja, und am Schluss heißt es von einem großen Stein, er sei weggewälzt worden. An Ostern machten sich die beiden Frauen, die den Leichnam Jesu salben wollten, Sorgen, wer ihnen wohl den Stein von der Grabesgruft wegwälzen würde? "Und wie sie aufblickten, sahen sie, dass der Stein fortgewälzt war." (Markus 16,1-4)

Wie Ihr jetzt gerade in kurzen Ausschnitten erfahren habt,  haben Steine in der Bibel eine große Bedeutung. Und genau deshalb glaube ich, dass Gott uns diese wichtigen Gebote wieder als Steintafeln überbringen würde. Gott hat also ein Medium gewählt, dass viele Generationen überleben kann. Einmal im materiellen Sinne, da Stein nur sehr langsam verrottet aber auch im idellen Sinn, das die Gebote damals wie auch Heute noch präsent und gültig sind. Nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts ist der Traum von der Fähigkeit des Menschen, die Welt aus eigener Kraft vernünftig zu gestalten, fast ausgeträumt. Wir werden täglich auf den Boden der Realität zurück geholt. Die Zehn Gebote sind aktueller denn je. Übrigens: Jesus hat nach einem Bericht des Evangelisten Johannes die Sache kurz und bündig zusammengefasst: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ (Johannes 13,34 )

Amen

Gebet:

Herr, wir wollen nicht auf andere zeigen und Steine werfen, sondern Acht haben auf unsere Herzen. Gib du uns dazu die nötige Weisheit und Kraft.
Wir wollen an uns selber arbeiten und uns einfügen in deinen grossen Bau des Lebens. Zeige du uns den Platz und gib du uns die richtige Arbeit.
Segne du jeden Stein, der uns auf dem Wege liegt. Gib uns die Einsicht, Widerwärtiges anzunehmen und in deinem Lichte zu sehen.
Mach du Steine zu Brot, wo die Erde unbewohnbar geworden ist. Gib uns Nahrung für Geist, Seele und Körper. Und lass uns teilen, was wir erhalten haben.
Zeig uns auch die Steine, die schönen, auf dem Weg des Lebens. Sie erzählen von deinen Wundern, deiner Phantasie und Kraft .

Amen